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„Whiteout“ (2025) – Dennis Meinberg

 

Die Nacht brennt in Neonfarben, doch für ihn verschwimmt alles zu einem einzigen, kalten Nichts. Der Asphalt unter seinen Händen ist nass, spiegelt das Chaos, das sich in seinem Kopf ausbreitet. Er keucht, streckt die Hand aus – als könne er das Unausweichliche noch aufhalten. Das Päckchen, sein Ticket zu Reichtum, Kontrolle und Ekstase, liegt nur Zentimeter entfernt. Aber seine Finger zittern, die Stadt dreht sich, und mit jeder Sekunde zerrinnt das, was er einst für unantastbar hielt.

 

Hinter ihm, im gleißenden Licht der Straßenlaternen, steht sie. Majestätisch, unberührt. Ein Symbol von Macht, von kalter Berechnung. Ihre Hand umklammert eine Pistole – nicht fest, nicht locker, sondern mit der Ruhe von jemandem, der längst entschieden hat. Ihr weißer Pelzmantel spiegelt das Licht, ihre dunkle Brille verbirgt, ob sie lächelt oder längst vergessen hat, dass er einmal wichtig war.

 

Der Wagen steht offen, der Motor läuft. Es gibt immer einen Fluchtweg. Doch nicht für ihn.

 

„Whiteout“ – der Moment, in dem alles erlischt. Der Hochmut, der ihn glauben ließ, unbesiegbar zu sein, hat ihn an diesen Punkt geführt. Das Hochgefühl, die Illusion von Kontrolle, ist verschwunden. Der Kokainrausch, der alles versprach, ist zu Staub geworden, die Stadt ist unbarmherzig. Ein letztes Mal hebt er den Blick, doch sie hat sich bereits abgewandt. Er bleibt zurück, verloren zwischen den Lichtern und dem Rauschen der Nacht.

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